NRWTV-Präsident Dr. Burkhard Schmidt über die Ziele des Verbands

Dr. Burkhard Schmidt ist „Pionier“ der Sportart und neuer Präsident des NRWTV

Ein Gespräch über die Zukunft des Verbandes und die Ziele des Präsidiums

Der NRWTV hat seit Dezember letzten Jahres einen neuen Präsidenten. Mit Dr. Burkhard Schmidt steht dem Verband jetzt ein Triathlet der ersten Jahre bevor. Seit 1987 bestreitet der Ingenieur Wettkämpfe und kann in seinen über 30 Jahren im Triathlon zudem auf langjährige Tätigkeiten als Vereinsvorsitzender zurückblicken. Von 1996 bis 2009 stand er in seiner Geburtsstadt dem dortigen TRC Essen 1984 vor, seit 2013 ist er Vorsitzender des Triathlon Team Ratingen 08. Im Rheinland ist er somit auch in den erfolgreichen Ratinger Triathlon involviert, so dass Schmidt den Triathlon aus verschiedenen Blickwinkeln kennt. Über seine Motivation, dem größten Landesverband innerhalb der Deutschen Triathlon Union vorzustehen, und seine Ziele spricht er im Austausch für die Verbandsnachrichten.

Hallo Herr Schmidt, seit einigen Wochen sind Sie Präsident des NRWTV vor. Was hat Sie bewogen, dieses Amt anzutreten?

Ich fand es logisch, dass jemand aus einem Verein den Präsidentenposten beim NRWTV übernimmt und kein Quereinsteiger, der sich in der Szenerie noch gar nicht auskennt. Und wie es manchmal im Leben so ist: Man kann sich schwer wehren, vor allem wenn man an der Mitarbeit im Verein interessiert ist und auch Interesse daran hat etwas mitzugestalten. Eine Aufgabe beim größten Landesverband im zweitgrößten nationalen Triathlonverband der Welt ist darüber hinaus schon eine verantwortungsvolle und spannende Aufgabe. Von daher denke ich, dass man hier Möglichkeiten hat mitzuhelfen, den NRWTV weiter nach vorne zu bringen. Ich habe mich nicht aufgedrängt, aber man musste mich auch nicht zwingen, nachdem ich mich mit den Aufgaben befasst hatte.

Wie ist es konkret zu Ihrer Wahl gekommen?

Ich wurde aus dem Präsidium des NRWTV angesprochen. Danach habe ich mit verschiedenen Personen Gespräche geführt, insbesondere auch intensiver mit dem Präsidium des NRWTV. Da haben wir uns sozusagen erst einmal beschnuppert, und dann habe ich gesagt: Ok, ich würde es gerne machen. Mit meinen Erfahrungen und mit meinem Background sehe ich viele Punkte, mit denen ich im Verband helfen kann und möchte.

Was erwarten Sie von der Zusammenarbeit im Präsidium? Als Triathlonpionier kannten sie ja vermutlich schon einige Personen aus dem Verbandsspitze…

Ja, die Personen im NRWTV kannte ich zum großen Teil vorher: näher oder durch einzelne Gespräche. Wenn man so wie ich seit vielen Jahren in NRW im Triathlon unterwegs ist, dann hat man den ein oder anderen schon gesprochen. Die Aufgaben im NRWTV kann man natürlich nur im Team bewältigen und da existiert ein ausgesprochen professionelles Umfeld mit der Geschäftsstelle und den Präsidiumsmitgliedern. Alle kennen ihr Aufgabengebiet bestens und wissen, was sie tun. Daher bleibt auch Zeit, das „große Ganze“ im Blick zu haben. Das Strategische ist ein Punkt, der auch bei den Gesprächen mit dem Präsidium immer wieder Thema ist: Wie entwickeln wir den Verband weiter? Es geht darum, nicht nur die Arbeit zu erledigen, sondern der Frage nachzugehen: Wo stehen wir in fünf oder in zehn Jahren?


Was sind entsprechend Ihre Ziele und Pläne für den NRWTV?

Bei den Themen „Ziele“ und „Pläne“ steht – wie angedeutet – immer das gesamte Präsidium in der Pflicht. Wir wollen den größten DTU-Landesverband sportlich und strukturell weiterentwickeln. Insbesondere wollen wir den Nachwuchs-Leistungsstützpunkt stärken. Ein wichtiger Punkt ist, Essen wieder zum Bundes-Stützpunkt zu machen. Ein zweiter Bereich ist der Schul- und Breitensport, den wir strategisch voranbringen müssen. Das Ziel ist, die Vereine zu unterstützen, was beispielsweise bedeutet, vor Ort bei Kooperationen mit den Schulen mitzuwirken. Wir sind hier keine Konkurrenz, sondern Partner für die Vereine. In den Städten wissen Vereine und Veranstalter, mit wem sie da zusammenarbeiten können. Da wollen wir unseren Mitgliedern bestmöglich unter die Arme greifen.

Also sieht sich der Verband als Dienstleister?

Definitiv. Das ist ein elementarer Aspekt. Unsere Mitglieder sollen uns generell stärker als Partner wahrnehmen. Nehmen wir als weiteres Beispiel die Veranstaltungen. Wir bereiten gerade Veranstalter-Equipment vor, unter anderem NRWTV-Zielbögen und - Banner. Wir sind da auch bei den Vereinen schon vorstellig geworden und es gibt eine rege Nachfrage. Der Punkt Qualifizierung muss auch weiterentwickelt werden. Der Landessportbund NRW möchte etwa eine Akademie des Sports entwickeln. Da ist es wichtig, dass wir unsere Interessen einbringen. Und bei der DTU gibt es das Zukunftskonzept 2020, da wirken wir als Verband natürlich auch in den verschiedenen Punkten des Konzeptes tatkräftig mit.

Was bedeutet das für den Landesverband?

Unser Ziel ist, dass wir zur Umsetzung und zur Konkretisierung auf die Landesebene ebenfalls ein entsprechendes Zukunftskonzept für NRW auf den Weg bringen. Unter dem Arbeitstitel „Zukunftskonzept Triathlon in NRW“ wollen wir die Initiativen der DTU auch für die Landesebene noch intensiver aufgreifen. Außendarstellung ist dabei ganz wichtig, Stichwort Corporate Identity. Das schon genannte Thema „Nachwuchs-Leistungssport“ gehört dazu, die Intensivierung der Jugendarbeit, eine Professionalisierung der Aus- und Fortbildung hatte ich auch schon genannt. Ein Schlagwort ist zudem „Sportentwicklung“. Dazu gehören die Sportangebote, bei denen eine größere Vielfalt wünschenswert ist. Ein aktuelles Beispiel hier ist der Swim-Run-Wettkampf. Es geht darum, dass man sich um die Weiterentwicklung der Mehrkampfangebote kümmert. Wichtiges Thema ist hier auch der Frauensport, da besteht viel Potential. Das sind Punkte, die auch die DTU im Blick hat, die aber bei uns auf Landesebene natürlich genauso gelten. Ich möchte, dass wir uns auf dieser Grundlage hier in NRW weiterentwickeln, auch weil wir in den meisten Arbeitsgruppen dabei und auf dem Weg teilweise vielleicht weiter als andere Landesverbände sind.

Das klingt ambitioniert. Wie soll die Umsetzung aussehen?

Wenn man Pläne und Ziele umsetzen will, kommt natürlich auch das Geld ins Spiel. Und da muss man ganz klar sagen, das ist ein Kreislauf. Wenn wir mehr Leute für den Triathlon begeistern, wenn unsere Mitgliederzahlen  und  Veranstaltungen sich weiterentwickeln, dann haben wir mehr öffentliche Wahrnehmung, dann haben wir mehr Nachwuchs und können auch im Leistungssport erfolgreicher sein, wodurch es wiederum mehr Fördergelder gibt. Mit denen können wir dann auch wieder mehr arbeiten und bewirken. Ohne Größe des Verbandes und ohne Mitgliederzuwachs geht es letztendlich nicht voran. Daher wollen wir mit den richtigen Maßnahmen den Wachstumstrend der vergangenen Jahre bei Aktiven und Veranstaltungen fortsetzen.

Fördergeld ist für Sie ein Thema, das vermutlich neu ist trotz Ihres großen Triathlon-Backgrounds?

Fördergelder sind für den NRWTV wichtig, und ja, das ist ein Punkt, der auf der Vereinsebene eine andere Bedeutung hat. Dies ist für mich in den Gesprächen der letzten Wochen, in den Austäuschen mit der DTU und dem LSB ziemlich deutlich geworden: Was zählt im Sport und in der Sportpolitik sind die sportlichen Erfolge bei Olympia. Heruntergebrochen auf die Landesebene bedeutet das: Erfolge im Nachwuchsbereich. Das ist die Zählgröße in der Sportpolitik, Altersklassen-Siege bewirken überhaupt nichts. Das steht doch im Kontrast zu den Einschätzungen in der Triathlon-Community, bei den Age G roupern in den Vereinen. Dabei haben wir natürlich das große Glück, das Triathlon olympisch ist.

Innerhalb der DTU ist der NRWTV groß, im Landessportbund eher nicht. Wie ist da Ihre Perspektive?

Ich hatte den Antrittsbesuch beim Landessportbund-Präsidenten, zusammen mit unserem Vizepräsidenten Klemens Naber. Was wir dort feststellen, auch wenn wir zu den kleinen und jüngeren Sportarten zählen, ist, dass wir als wachsende  und spannende Sportart wahrgenommen werden. Natürlich sind die Wachstumsraten im Triathlon kleiner geworden in den letzten Jahren, aber seit 2005 haben wir die Mitgliederzahlen verdoppelt. In welchen Sportarten gibt es das noch? Dieser Umstand löst großes Interesse und eine positive Wahrnehmung aus. Hierzu trägt sicher auch bei, dass Triathleten regelmäßig bei der Wahl zum Sportler des Jahres ganz vorne landen.

Somit bin ich äußerst zuversichtlich, dass wir den NRWTV in den nächsten Jahren – auch weil das Fundament gegeben ist – weiter voranbringen werden.