NRWTV beim Kongress Nachwuchsförderung NRW 2016

Der Kongress Nachwuchsförderung ist eine wichtige Veranstaltung, bei dem verschiedene Vertreter des organisierten Sportes beraten wie Nachwuchsathleten ihre Bedürfnisse optimal auf Sport ausrichten können. Die Veranstaltung stand dieses Jahr unter dem Motto „Leistung ohne Limit – Erfolg im Spitzensport zu welchem Preis?“.

Für den NRWTV war Beate Pelani (Schul- und Breitensportbeauftragte) bei der Veranstaltung des Landes Sport Bundes vertreten.
Leistung ohne Limit - Erfolg im Spitzensport zu welchem Preis?

Die „Duale Karriere“, die Vereinbarkeit von Spitzensport mit Schule, Ausbildung, Studium oder Beruf, bleibt eine wesentliche Aufgabe in der Athletenförderung. Darauf hat LSB-Präsident Walter Schneeloch beim Internationalen Kongress „Nachwuchsförderung NRW 2016“ an der Deutschen Sporthochschule in Köln hingewiesen. Aus persönlichen Gesprächen mit jungen Talenten habe er immer wieder heraushören können, dass sich junge Sportler Sorgen um ihre Zukunft abseits des Sports machten. „Wir wollen hierzulande „Sportland Nummer 1“ bleiben“, sagte Schneeloch zu Beginn des Kongresses. Allerdings stelle sich zugleich auch in NRW die Frage: Welchen Leistungssport wollen wir eigentlich, und zu welchem Preis?

Antworten und Denkanstöße sollten die Referate, Podiumsdiskussionen und Praxisbeispiele mit internationalen Wissenschaftlern, Trainern, Verbandsfunktionären, Vertretern aus der Wirtschaft und Sportlern geben, die vom 25. bis 26. April auf dem Kölner Kongress unter dem Motto „Leistung ohne Limit – Erfolgsfaktoren der Athletenförderung“ miteinander diskutierten. Ein Schwerpunkt dabei: Wie sehen Duale Karrieren heute aus? Wie gehen andere Länder, andere Fachbereiche (Musik) mit diesem Thema um?

„Verantwortung und Fürsorgepflicht von Politik und Gesellschaft“

Auch Sportstaatssekretär Bernd Neuendorf sah im Gelingen der Dualen Karriere einen entscheidenden Faktor für den Erfolg der Athletinnen und Athleten aus NRW. In den meisten Fällen könne durch die sportlichen Erfolge eine finanzielle Absicherung der Aktiven für die Zeit nach dem Leistungssport nicht erreicht werden. „Deswegen ist eine Ausbildung oder die Sicherung eines Arbeitsplatzes von entscheidender Bedeutung“, sagte Neuendorf. Und weiter: „Wir – als Politik und als Gesellschaft insgesamt – haben hier gegenüber unseren Athleten auch eine Verantwortung und Fürsorgepflicht.”

LSB-Präsident Schneeloch wies darauf hin, dass NRW schon den richtigen Weg eingeschlagen habe. „Sei es in den NRW-Sportschulen und den Partnerhochschulen des Spitzensports, über Stipendien für Leistungssportler oder im Zuge speziell abgestimmter Berufsausbildungen und den „Zwillingskarrieren“ in Unternehmen: Wir bieten immer mehr Spitzensportlern Strukturen, so dass sie die Doppelbelastung besser meistern können“, sagte Schneeloch. Sportkarrieren sind Karrieren auf Zeit. Das Problem: Die Zeit, die Athleten in ihr sportliches Weiterkommen stecken, fehlt ihnen für die Planung und Umsetzung der beruflichen Karriere. „Der Tag hat nur 24 Stunden. Da müssen wir alles reinpacken“, sagte Oskar Deecke. Der Hockey-Nationalspieler absolviert gerade bei Thyssen Krupp ein speziell auf ihn zugeschnittenes Arbeitsprogramm im Rahmen der so genannten Zwillings-Karrieren der Sportstiftung NRW.

Solche innovativen Modelle sind wichtig und helfen den Athleten. Denn der Verdienst aus der Sportkarriere allein ist meist gering. Nur die wenigsten Aktiven können Rücklagen für die Zeit nach dem Sport bilden. Das verdeutlichte auch Dr. Christoph Breuer vom Institut für Sportökonomie und Sportmanagement an der DSHS Köln in seinem Vortrag. „Spitzensportler in Deutschland haben ein Durchschnittseinkommen von etwa 1.900 Euro. Das ist vergleichbar mit Angestellten in der Wachdienstbranche“, sagte Breuer. Für diesen Lohn investieren sie im Durchschnitt etwa 59 Stunden in der Woche (32 Stunden in den Sport und 27 Stunden in Studium oder Beruf). Bei A-Kader-Athleten ist der Aufwand noch größer. Sie investieren fast 100 Stunden pro Woche in Spitzensport und Ausbildung oder Beruf. „Das entspricht einem Bruttoarbeitslohn von nicht einmal sechs Euro“, erklärte Breuer. Mit der Folge, dass die Konzentration auf den zukünftigen Beruf in einer Studie als Hauptursache für ein vorzeitiges Karriereende genannt wurde – und nicht etwa der zeitliche Druck.

„Athleten müssen spüren, dass es funktioniert“

Doch trotz vieler ermutigender Beispiele mahnte er, weiter wachsam zu bleiben und sich der nötigen Diskussion zu stellen. „Die Duale Karriere funktioniert nur, wenn am Ende auch die Athleten spüren, dass es funktioniert“, sagte Schneeloch.

Der Kongress, der seit 2011 jährlich stattfindet, wird vom NRW-Sportministerium in Kooperation mit dem LSB, dem Deutschen Forschungszentrum für Leistungssport Köln (momentum) und der Deutschen Sporthochschule Köln organisiert.

Text: Jürgen Bröker/ LSB

Bild: Andrea Bowinkelmann/ LSB